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Workshop

Umgang mit Sexueller Belästigung in der Physiotherapie

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist in vielen Bereichen Thema, Beschäftigte in „körpernahen Berufen“ wie der Physiotherapie sind im therapeutischen Setting besonderen Gefährdungen ausgesetzt.

Die Studiengangleiterin des ausbildungsintegrierenden Bachelorstudiengangs Physiotherapie, Prof. Dr. Andrea Pfingsten, lädt deshalb regelmäßig Vertreterinnen des Frauennotruf Regensburg e.V. zu einem Workshop mit den Studierenden im vierten Semester ein. Am 9. Mai reflektieren Simone Seitz mit den Studierenden bisher gemachte Erfahrungen.

Po-Kneifen und anzügliche Bemerkungen

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hat viele unterschiedliche Facetten: anzügliche Bemerkungen über Aussehen und Figur, unerwünschte Einladungen mit eindeutiger Absicht, Po-Kneifen und Klapse, unerwartetes Berühren der Brust, Zurschaustellung von Genitalien und so weiter. Aber auch schon unangemessene Komplimente wie „da kommt mein Sonnenschein“ können als Belästigung empfunden werden. Jede*r entscheidet selbst, wo die individuelle Grenze liegt.
Im therapeutischen Setting – und natürlich nicht nur da – müssen die Beteiligten ihre persönlichen Grenzen klar kommunizieren, um sich abzugrenzen. Beispielsweise „Ich bin Ihre Physiotherapeutin. Wenn Sie nicht aufhören, solche Witze zu erzählen, werde ich Sie nicht mehr behandeln.“

Offener Umgang im Team mit übergriffigem Verhalten

Wichtig ist es, als Physiotherapeutin oder Physiotherapeut die professionelle, fachliche Rolle einzunehmen. Dazu gehört es beispielsweise die Patientinnen und Patienten immer zu siezen.
Generell helfen klare Regeln und ein offener Umgang, das Risiko von übergriffigem Verhalten in der Physiotherapiepraxis zu minimieren. So kann es hilfreich sein, Situationen, die sich subjektiv komisch anfühlen, im Team oder mit Vorgesetzten zu besprechen und zu reflektieren. Vorgesetzte sollten Grenzverletzungen allgemein und sexuelle Belästigung im Besonderen regelmäßig in Teammeetings zum Thema machen, um alle Beteiligten zu sensibilisieren und ihnen mehr Sicherheit zu geben. Gemeinsam können verbindliche Regeln festgelegt werden, wie grenzachtender Umgang aussieht.

„Jede 11. Person hat in den vergangen 3 Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt“, betont Simone Seitz. Besonders Beschäftigte in Gesundheits‐ und Sozialberufen sind betroffen – allen voran durch Kunden oder Patienten. Bei sexuellen Übergriffen kann es hilfreich sein sich an eine Fachberatungsstelle in der Nähe zu wenden oder Hilfe bei Hilfetelefonen zu suchen, die auch an die nächste Fachberatungsstelle vermitteln können.

Simone Seitz vom Frauennotruf Regensburg e.V. besprach mit Studierenden der Physiotherapie mögliche Reaktionen auf sexuelle Belästigung im therapeutischen Setting. Foto: OTH Regensburg/Florian Klee